Montag, 8. Februar 2016

Rekrutierung in der Wissensgesellschaft

An diesem Wochenende stieß ich auf Facebook auf dieses Zitat von Robert Bosch: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle.“

Haben Sie sich schon einmal überlegt dass dieser Satz, der scheinbar in vielen Unternehmen nur noch ein Lippenbekenntnis ist, eine Grundeinstellung der Unternehmenskultur darstellt und wichtiger denn je?! Denn wir haben mittlerweile den „Fight for Talents“, wie es neudeutsch heißt. Das bedeutet, der Arbeitsmarkt hat sich wie der Konsumentenmarkt geändert. Der eine wurde vom Verkäufer- zum Käufermarkt, der andere vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt.


Wo beginnt das im Konstrukt Personalentwicklung „Es gilt die besten Mitarbeiter zu bekommen und zu halten“? Ganz einfach:

Die "Einstellung beginnt mit der Einstellung!“

Durch den Wechsel von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft sind die Anforderungen an die Mitarbeiter ganz anders als jemals zuvor! Demzufolge kommt auch dem Recruiting eine wesentlich höhere Bedeutung zu. Es ist wesentlich komplexer geworden und unterscheidet sich von der simplen Auswahl nach Fachkompetenzen (aus der Zeit des vorletzten Jahrhunderts und dem Beginn der Industrialisierung), in der der Mensch als „mechanische“ Ressource betrachtet wurde.

Um den Schritt davon zur heutigen Notwendigkeit zu gehen gibt es jedoch einen Haken!
Sie müssen sich von dem lösen, was Sie über klassische Rekrutierung wissen! Das mag Ihnen seltsam vorkommen, denn die meisten Unternehmen halten es doch mit dem Bewährten. Doch die Wahrheit ist nicht demokratisch! Es geht darum sich von den bestehenden Denkstrukturen zu lösen und sich klarzumachen, was wir wirklich benötigen. Das Festhalten an einem überholten Vorgehensschema würde uns natürlich aus der Verantwortung für das Ergebnis entlassen, können wir ja darauf verweisen, dass wir es doch wie Alle gemacht haben.

Doch ernsthaft, haben wir nicht schon oft diese Vorgehensweise in Frage gestellt, ohne jedoch davon abzuweichen? Welche Ideen sind uns durch den Kopf gegangen? 


Hier ein kurzes Schema, um zu verdeutlichen, worauf es wirklich ankommt: 

  • Die Aufgabe definiert die Anforderung!
    Die/der Neue muß zur Aufgabe passen
    Die/der Neue muß zur Mannschaft (Unternehmenskultur oder Betriebsklima) passen
    Es geht darum zuerst zu definieren, welche Anforderungen stellt die Aufgabe an den jeweiligen Stelleninhaber.
    Es geht nicht darum, ein Idealbild zu malen, denn es ist einfach den idealen Stelleninhaber zu beschreiben. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass es ihn so nicht gibt!
    Es geht auch nicht dadurch, den Menschen auf auf fachliche Kompetenzen zu reduzieren und das Thema Softskills auf einige theoretische Schlagworte und Lippenbekenntnisse zu reduzieren.
    Es geht darum zu beschreiben, wie der Mensch beschaffen sein muss, der diese Aufgabe jetzt und in Zukunft erfüllen und weiterentwickeln kann.
    Es geht darum, ihn nicht ausschließlich auf diese Aufgabe zu reduzieren sondern all seine Fähigkeiten für das Unternehmen zu nutzen. Denn eine Reduzierung auf nur die einzelne Aufgabe wäre eine sträfliche Verschwendung von menschlichen Ressourcen, Kompetenzen und Talenten!
     
  • Was benötigen wir für fachliche Kompetenzen?
    Müssen sie sofort vorhanden sein? Und können sie überhaupt sofort vorhanden und nutzbar sein?
    Genügt es, wenn die/der Neue sie sich aneignet? Was muss sie/er mitbringen um dazu in der Lage zu sein?
    Wie prüfen wir das ab? Und zwar wirklich, nicht nur anhand eines „Stückes Papier“!
     
  • Was benötigen wir an menschlichen Eigenschaften?
    Nach dem Motto: „Er ist ja fachlich ein Ass, aber menschlich….!“
    Es geht hier um die gängigen Schlagworte aus Anzeigen wie teamfähig, leistungsfähig unter Belastung, hands-on Mentalität, durchsetzungs- und überzeugungsfähig etc.
    Es geht weiterhin um die für die Zukunft wichtigen Eigenschaften wie lösungsfähig, weiterentwicklungsbereit, lernfähig, positiv im Umgang mit Veränderungen und handlungskompetent.
    Wie machen wir solchen Eigenschaften sichtbar? Wie prüfen wir sie ab?
     

All das ist im Rahmen der Komplexität des Menschen überhaupt Möglichen mit relativ einfachen Methoden machbar!

Beziehen Sie in Ihre Überlegungen folgende Faktoren ein:

  • Fachwissen ändert sich permanent und kann von Menschen mit den entsprechenden Eigenschaften jederzeit erworben werden! (Haben wir doch Alle im Laufe unseres Lebens dazugelernt. Na ja, fast Alle.)

  • Menschliche Eigenschaften haben ein hohes Beharrungsvermögen und hier ist eine Veränderung wesentlich unwahrscheinlicher! 
     
  • Seien Sie bei den Anforderungen realistisch!

  • Sehen Sie eine Stellenausschreibung als Momentaufnahme. Die klassische Annonce engt durch ihren absoluten Anspruch ein. Sie kann nicht für alle Zeiten gültig sein. Beziehen Sie die zukünftige Entwicklung ein.
     
  • Nutzen Sie die über die zur Erfüllung der Aufgabe hinausgehenden Fähigkeiten und Kompetenzen , die Ihnen ein(e) Kollege(in) bietet!
     
  • Betrachten Sie Lebensläufe und Zeugnisse kritisch!  Stellen Sie sich z.B. einen EDV Fachmann vor, der vor 20 Jahren seinen beruflichen Abschluss gemacht und sich seitdem nicht weitergebildet hat. Auf dem Papier ist er geeignet! Vielleicht engagieren Sie jedoch lieber den IT Freak ohne Abschluss?!!!
     
  • Bedenken Sie aber, dass nur circa 5 % von uns diese Eigenschaften (Veränderung etc.) besitzen! Im Fight for Talents ist es daher ihre Verpflichtung, eine möglichst große Anzahl dieser Menschen für Ihr Unternehmen zu gewinnen! 
     
  • Konzentrieren Sie zukünftig ihr Recruitment auf das Sichtbarmachen der wirklich notwendigen Eigenschaften.
     
  • Und stellen Sie durch ihre Unternehmenskultur und auch ihren Außenauftritt sicher, dass Ihr Unternehmen für die Menschen am Arbeitsmarkt ein begehrenswerte Arbeitgeber ist bleibt oder wird! (Siehe der psychologische Unternehmensauftritt)

  • Und zahlen Sie angemessene Gehälter!! 

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